Sebastian Fitzek: „Meine größte Angst ist der Wimpernschlag, der alles verändert“
Update: 2025-11-06
Description
In „Der Nachbar“ geht es um eine Bedrohung aus allernächster Nähe. Warum tun Sie Ihren Lesern das an, in dieser für viele schon düsteren Zeit?
Sebastian Fitzek: „Die Antwort ist natürlich vielschichtig, aber in erster Linie ist das auch wie eine Achterbahnfahrt, eine Katharsis am Ende, wenn man dann aus diesem Waggon, dieser literarischen Achterbahn, aussteigt, sind alle froh, dass sie es überlebt haben, weil dann ja auch die Endorphine ins Blut schießen.
Das ist bei einem Thriller nicht anders als bei der realen Achterbahnfahrt. Und ein guter Thriller beschäftigt sich auch immer mehr mit dem Leben als mit dem Tod. Und dann am Ende obsiegt ja zumindest zum Teil das Gute.“
Sie haben Ihren ersten Thriller im Jahr 2006 veröffentlicht, „Die Therapie“. Seitdem fast jedes Jahr ein Buch. Haben Sie denn Ihr nächstes Buch schon im Kopf oder auf Papier?
Sebastian Fitzek: „Ich habe den Prolog tatsächlich schon geschrieben. Das Ganze könnte in einem Nachtzug spielen. Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher. Ich mag klaustrophobische Räume. Wenn die sich dazu noch bewegen, umso besser.
Und das könnte ein Setting sein oder ein Charakter, wie ich lieber sagen würde.
Ich glaube, die Geschichte zu kennen, allerdings haben nach 60 Seiten die Figuren ihr Eigenleben, beginnen selbstständig zu denken und zu handeln.“
Sie sagen über sich selbst: „Ich bin ein ängstlicher Mensch. Sonst könnte ich nicht über die Ängste anderer Menschen schreiben“. Welche Ängste haben Sie denn?
Ich habe sehr viele Ängste, aber die größte Angst ist es, durch eine Fahrlässigkeit, einen Fehler, völlig unbeabsichtigt, das Leben von anderen Menschen, von der einen auf die Sekunde, zum Schlechteren zu verändern. Durch einen Unfall beispielsweise.
Mit anderen Worten: Die schicksalshafte Sekunde, die auch meine Heldinnen und Helden erleiden, die nicht darauf trainiert sind, auf einmal mit einer Situation umzugehen, die sie eventuell, womöglich sogar verschuldet haben, wo sich von der einen Sekunde, von einem Wimpernschlag zum nächsten das Leben um 180 Grad gedreht hat.
Haben sich denn Ihre Ängste im Lauf Ihres Lebens verändert? Und sehen wir so eine mögliche Veränderung in Ihren Romanen dann auch?
Seit ich Vater bin, haben sich meine Ängste verändert. Davor waren sie viel abstrakter, jetzt sind sie konkreter, sie werden intensiver. Also wahrscheinlich sind sie auch auf Papier härter geworden, aber das heißt für mich nicht unbedingt expliziter.
Zum Beispiel Serientäter, Killer und die Tat als solche interessieren mich gar nicht. Mich interessiert, welche psychologischen Auswirkungen eine Tat auf andere Menschen hat.
Praktisch alle Ihre Psychothriller sind absolute Bestseller geworden. Wie ist es denn mit so einer Vorgeschichte, ein neues Buch zu veröffentlichen? Was ist dann der Kitzel, wenn das neue Buch rauskommt?
Ich muss sagen, ich mag die Phase der Veröffentlichung leider gar nicht. Was ich sehr mag, sind einzelne Momente darin, wie beispielsweise, wenn ich eine Lesung geben darf und auf Leserinnen und Lesern und in Dialog mit ihnen trete. Das ist wunderschön.
Aber tatsächlich bin ich eigentlich doch am Ende des Tages nach wie vor der Mensch, der sich am Schreibtisch am wohlsten fühlt. Das heißt, den Kick kriege ich schon mal dadurch, dass ich im Rampenlicht stehe. Viele denken, ich stehe gerne im Rampenlicht, tue ich aber gar nicht.
Was war die größte Überraschung in Ihrer Zeit, wenn Sie Lesungen, Signierstunden gemacht haben? Gibt es einen Moment, an den Sie sich zurückerinnern?
Es gab viele dieser Momente. Es gab dann allerdings einen wahnsinnig bewegenden Moment. Es war in Rostock, wo eine Leserin gar nichts signiert haben wollte, sondern mich einfach nur in die Arme nahm.
Sie bedankte sich, weil sie sonst nicht überlebt hätte. Es ging darum, dass sie auf einem Drogenentzug gewesen war und eine Ersatzdroge brauchte, die sie ablenkt.
Ich habe gesagt, das waren jetzt nicht meine Bücher, oder wenn, dann war es Zufall. Sie hat das selbst geschafft, aber das sind natürlich Mitteilungen, die einen streckenweise auch überfordern in dieser konkreten Situation, aber das sind genau die Punkte, an die ich mich erinnere.
Hätten Sie je gedacht, Ihre Bücher könnten Menschen so helfen?
Die meisten Kritikerinnen und Kritiker, sowie Autorinnen und Autoren wissen überhaupt gar nicht, was Bücher bei vielen Menschen bewirken und das wusste ich auch nicht.
Man denkt, das sei nur Unterhaltungssliteratur, die man liest, um den Kopf frei zu kriegen. Und das ist normalerweise die Regel. Aber für einige wenige Menschen haben diese Bücher, nicht nur meine, sondern auch alle anderen, eine ganz extreme Bedeutung.
Sebastian Fitzek: „Die Antwort ist natürlich vielschichtig, aber in erster Linie ist das auch wie eine Achterbahnfahrt, eine Katharsis am Ende, wenn man dann aus diesem Waggon, dieser literarischen Achterbahn, aussteigt, sind alle froh, dass sie es überlebt haben, weil dann ja auch die Endorphine ins Blut schießen.
Ein guter Thriller beschäftigt sich immer mehr mit dem Leben als mit dem Tod.Quelle: Sebastian Fitzek
Das ist bei einem Thriller nicht anders als bei der realen Achterbahnfahrt. Und ein guter Thriller beschäftigt sich auch immer mehr mit dem Leben als mit dem Tod. Und dann am Ende obsiegt ja zumindest zum Teil das Gute.“
Sie haben Ihren ersten Thriller im Jahr 2006 veröffentlicht, „Die Therapie“. Seitdem fast jedes Jahr ein Buch. Haben Sie denn Ihr nächstes Buch schon im Kopf oder auf Papier?
Sebastian Fitzek: „Ich habe den Prolog tatsächlich schon geschrieben. Das Ganze könnte in einem Nachtzug spielen. Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher. Ich mag klaustrophobische Räume. Wenn die sich dazu noch bewegen, umso besser.
Und das könnte ein Setting sein oder ein Charakter, wie ich lieber sagen würde.
Ich glaube, die Geschichte zu kennen, allerdings haben nach 60 Seiten die Figuren ihr Eigenleben, beginnen selbstständig zu denken und zu handeln.“
Sie sagen über sich selbst: „Ich bin ein ängstlicher Mensch. Sonst könnte ich nicht über die Ängste anderer Menschen schreiben“. Welche Ängste haben Sie denn?
Ich habe sehr viele Ängste, aber die größte Angst ist es, durch eine Fahrlässigkeit, einen Fehler, völlig unbeabsichtigt, das Leben von anderen Menschen, von der einen auf die Sekunde, zum Schlechteren zu verändern. Durch einen Unfall beispielsweise.
Mit anderen Worten: Die schicksalshafte Sekunde, die auch meine Heldinnen und Helden erleiden, die nicht darauf trainiert sind, auf einmal mit einer Situation umzugehen, die sie eventuell, womöglich sogar verschuldet haben, wo sich von der einen Sekunde, von einem Wimpernschlag zum nächsten das Leben um 180 Grad gedreht hat.
Meine größte Angst ist die schicksalshafte Sekunde.Quelle: Sebastian Fitzek
Haben sich denn Ihre Ängste im Lauf Ihres Lebens verändert? Und sehen wir so eine mögliche Veränderung in Ihren Romanen dann auch?
Seit ich Vater bin, haben sich meine Ängste verändert. Davor waren sie viel abstrakter, jetzt sind sie konkreter, sie werden intensiver. Also wahrscheinlich sind sie auch auf Papier härter geworden, aber das heißt für mich nicht unbedingt expliziter.
Zum Beispiel Serientäter, Killer und die Tat als solche interessieren mich gar nicht. Mich interessiert, welche psychologischen Auswirkungen eine Tat auf andere Menschen hat.
Praktisch alle Ihre Psychothriller sind absolute Bestseller geworden. Wie ist es denn mit so einer Vorgeschichte, ein neues Buch zu veröffentlichen? Was ist dann der Kitzel, wenn das neue Buch rauskommt?
Ich muss sagen, ich mag die Phase der Veröffentlichung leider gar nicht. Was ich sehr mag, sind einzelne Momente darin, wie beispielsweise, wenn ich eine Lesung geben darf und auf Leserinnen und Lesern und in Dialog mit ihnen trete. Das ist wunderschön.
Viele denken, ich stehe gerne im Rampenlicht, tue ich aber gar nicht.Quelle: Sebastian Fitzek
Aber tatsächlich bin ich eigentlich doch am Ende des Tages nach wie vor der Mensch, der sich am Schreibtisch am wohlsten fühlt. Das heißt, den Kick kriege ich schon mal dadurch, dass ich im Rampenlicht stehe. Viele denken, ich stehe gerne im Rampenlicht, tue ich aber gar nicht.
Was war die größte Überraschung in Ihrer Zeit, wenn Sie Lesungen, Signierstunden gemacht haben? Gibt es einen Moment, an den Sie sich zurückerinnern?
Es gab viele dieser Momente. Es gab dann allerdings einen wahnsinnig bewegenden Moment. Es war in Rostock, wo eine Leserin gar nichts signiert haben wollte, sondern mich einfach nur in die Arme nahm.
Sie bedankte sich, weil sie sonst nicht überlebt hätte. Es ging darum, dass sie auf einem Drogenentzug gewesen war und eine Ersatzdroge brauchte, die sie ablenkt.
Ich habe gesagt, das waren jetzt nicht meine Bücher, oder wenn, dann war es Zufall. Sie hat das selbst geschafft, aber das sind natürlich Mitteilungen, die einen streckenweise auch überfordern in dieser konkreten Situation, aber das sind genau die Punkte, an die ich mich erinnere.
Hätten Sie je gedacht, Ihre Bücher könnten Menschen so helfen?
Die meisten Kritikerinnen und Kritiker, sowie Autorinnen und Autoren wissen überhaupt gar nicht, was Bücher bei vielen Menschen bewirken und das wusste ich auch nicht.
Man denkt, das sei nur Unterhaltungssliteratur, die man liest, um den Kopf frei zu kriegen. Und das ist normalerweise die Regel. Aber für einige wenige Menschen haben diese Bücher, nicht nur meine, sondern auch alle anderen, eine ganz extreme Bedeutung.
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